Ausstellungen

Der Besuch von Hundeausstellungen, die eigentlich Zuchtschauen sind, ist unerlässlich für Hunde, die in der Zucht eingesetzt werden sollen. Beurteilt wird im wesentlichen, ob der Hund dem Standard entspricht. Mindestens genauso wichtig ist die Beurteilung des Charakters. Was nützt mir der schönste Hund, wenn er Wesensschwächen aufweist. Hierauf wird bei einer Körung vermehrt Gewicht gelegt. Die Zucht wäre sehr einfach, wenn man zwei mit Bestnoten bewertete Hunde miteinander verpaaren würde und auf diese Weise nur „Vorzügliche Hunde“ zu erwarten hätte.

Hierzu ein Beispiel: Ich war mit meiner Hündin auf einer Ausstellung. Die Veranstaltung war zu Ende und die Teilnehmer verließen so nach und nach das Gelände, wie auch ich. Ich ging auf etwa 2m Entfernung an zwei Damen vorbei, von denen eine der Damen eine Hündin an der Leine hielt. Etwa auf gleicher Höhe angekommen, stürzte sich diese Hündin auf meine um sie zu beißen. Von der Besitzerin zwar gehalten wurde meine Hündin, was sie durch kurzes Aufjaulen anzeigte, doch noch etwas in die Seite gezwickt. Diese besagte Hündin wurde an diesem Tage in der „Championklasse“ ausgestellt und hat gewonnen. Die gleiche Situation mit der selben Hündin habe ich später auf einer anderen Ausstellung noch mal beobachtet.

Ich finde, diese Wesensschwäche wiegt schwer. Solche Defizite werden nicht berücksichtigt, denn alles, was außerhalb des Ringes passiert, entzieht sich der Beurteilung des Richters. Diese hochprämierte Hündin wird mit Sicherheit für die Zucht verwendet. Man kann davon ausgehen, dass sie diese negative Eigenschaft auf ihre Nachkommen weitergeben kann. Wäre dieser Hund ein Rüde gewesen, käme er für mich als Deckrüde nicht in Frage.

Fazit! Nicht der schönste Hund ist auch der Beste.


Mit freundlicher Genehmigung des Autors, Horst Kliebenstein.

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...mir ist aufgefallen, dass...

...es in der FCI ein Beurteilungsproblem gibt.

FCI For Dogs Worldwide... Diesen Satz lesen Sie, wenn Sie die Website www.fci.be besuchen. FCI For Dogs Worldwide... und wenn wir ehrlich sind, dann denken wir doch auch erst einmal, dass dieser Verband sicherstellt, dass die in der FCI hinterlegten Standards eingehalten und deren Richter auf internationalen Ausstellungen gleichmäßig bei allen Hunden gehandhabt und eingehalten werden.

Doch war es so, als vor etlichen Jahrzehnten nur Länder aus Kerneuropa Mitglieder in der FCI waren. Als sich nun in den letzten zwanzig Jahren in immer kürzer werdenden Abständen neue Mitglieder der FCI angeschlossen und aufgenommen wurden, wurde es versäumt, die Einhaltung und Anwendung der geltenden Standards in diesen Ländern zu überwachen.

Was heute zu einem mehr als überraschenden Problem in unserer Zeit endete. Leider wurde dieses Thema von aufgenommenen Ländern teils wegen der geographischen Lage und auch wegen der „Bewertung“ zu kaufenden Welpen und Championate der Hunde für den USA-Bezug ausgenutzt. Auch waren in vielen Ländern wegen der besseren Kontakte viele Richter aus den USA tätig und haben so ein Bildnis für diese Rassen in den Köpfen der dann dort ausgebildeten Richter geprägt. Sehen wir uns die Standards an, so sind sie nur wenige Worte, anders als in den FCI-Standards. Aber die Hunde, die gewinnen, unterscheiden sich signifikant. Besonders betroffen sind zum Teil unsere deutschen Rassen, wie Boxer, Deutsche Doggen, Schnauzer, Dobermann und Teckel, aber auch andere Rassen, wie Irish Springer Spaniel, Collies, Shelties und der Golden Retriever. Als einzige Rasse ist weltweit der Deutsche Schäferhund in der Spezial-Ausstellungen der WUSV treu, gleichzeitig in der Standardauslegung. Hier hat die WUSV Hervorragendes geleistet.

Aber nehmen wir z.B. mal den Deutschen Boxer als Beispiel, da ich die Erlaubnis in diesem Jahr in Süd-Amerika hatte. Wir waren drei Richter, zwei aus Süd-Amerika und ich. Die Ausstellung hatte eine Bestzeit von 1.500 Ausstellung, so dass jeder Richter einmal alle Hunde zu richten hatte. Die gezeigten Boxer, bis auf einen, repräsentierten den amerikanisch-asiatischen Typ.

Elegante Hunde mit einem zu langen Fang, der in Breite und Tiefe sowie im Oberkopf nicht dem FCI-Standard entsprach. Auch die Vorbrust waren zu leicht und in der Hinterhand überwickelt.

Also sehr schön aussehende, elegante Hunde, leider aber keine Boxer nach unserer Standard-Auslegung. Ich dachte, die gewinnen halt, weil kein richtiger Boxer da ist und ein wirklicher Boxer einem Richter in Europa auf einer Ausstellung vorgestellt würde, erhielte er sicher nicht mehr als den Formwert Genügend bis Gut. Dort stehen solche Hunde, leider auch von europäischen Kollegen, mit V und CACIB bedacht, sind Champions und große Sieger.

Ein Boxer, der dort gezeigt wurde, hatte unseren europäischen Typ und war unkopiert. Er gewann am ersten Tag gar nichts. Am zweiten und dritten Tag gewann der Hund nichts... Als ich meine Kollegen darauf ansprach, sagten sie, der Hund sei zu grob, nicht gefällig und sei im Typ zu grob und schwer und nicht elegant genug.

Fakt ist, dass Richter in diesen Ländern den richtigen Typ oft nicht einmal kennen, geschweige denn gewinnen lassen. Das liegt auch ein bisschen an uns. Denn das, was der WUSV geschafft hat, hätten unsere Vereine der angesprochenen Rassen auch schaffen können. Packen wir es an und üben gemeinsam mit den ebenfalls betroffenen Ländern und Vereinen Druck auf die FCI aus, etwas dafür zu tun, dass alle Rassen nach dem gleichen Standard gezüchtet und gerichtet werden.

Hilfe zur Tat ist hier zu hoffen, nicht nur der Weg, den Japan mit seinem Akita gegangen ist. Zum Beispiel ein Deutscher Boxer und ein American Boxer in zwei Rassen zu untergliedern, getrennt zu richten und zu züchten.

Nur das würde unserem Wesen gerecht. Was kann aber noch mehr als dort der FCI tun. Ich, als Präsident der FCI-Richter-Kommission, und meine Kollegen aus den europäischen Ländern in dieser Kommission sind für jede Hilfe in diese Richtung dankbar. Wir werden das umsetzen dazu tun, was, wenn auch in ferner Zukunft, einmal auf allen FCI Ausstellungen in allen Ländern derselbe Typ Hund gewinnt. Lassen Sie uns das große Ziel gemeinsam angehen.

Horst Kliebenstein

Dieser interessante Artikel aus der VDH-Zeitschrift „Unser Rassehund“ vom Juli 2008 deckt sich mit meinen Beobachtungen, besonders was die Größe des Rhodesian-Ridgeback angeht. Es werden Hunde mit besten Noten bewertet, obwohl sie das Standardmaß überschritten haben. Nicht jeder Hund ist zur Zucht geeignet. Lesen Sie unter Zuchtgeschehen – Verschiedenes, «Der lange Weg vom Welpen zur/m Zuchthündin oder –Rüden»

Im Ursprungsland Südafrika, (Rhodesien, dem heutigen Zimbabwe) wo einst der RR zur Löwenjagd verwendet wurde, fand eine natürliche auslese statt. Ein Hund, der zu groß und nicht drahtig genug war, fehlte es an der nötigen Wendigkeit und fiel der Raubkatze zum Opfer. Sie standen also für die Zucht nicht mehr zur Verfügung. Nicht ohne Grund hat F.R.Barnes 1922 in Bulawayo, Rhodesien, den Originalstandard der FCI aufgestellt, der dann von der Kennel Union des Südlichen Afrika (KUSA) 1926 anerkannt wurde und noch heute seine Gültigkeit hat. Wenn wir die Rasse Rhodesian-Ridgeback in seiner Ursprünglichkeit erhalten wollen, müssen wir uns an den Standard halten und Hunde, die diesem nicht entsprechen, nicht in die Zucht nehmen. Toleranzgrenzen den vorhandenen Hunden anzupassen, ist sicher der falsche Weg und wird über kurz oder lang die Rasse im Typ verändern, besonders wenn die Größenbegrenzung nicht eingehalten wird.

Das Risiko eines Hundezüchters ist, daß ein für die Nachzucht ausgewählter Welpe u.U. nach der Zuchtzulassungsprüfung als nicht geeignet befunden wird. Das können Defizite im Exterieur sein, wie z.B. die Größe betreffend oder auch Interieurmängel, die sich bei der Wesensprüfung zeigen.

Züchte ich ein sogenanntes Nutztier, würde es in so einem Fall der menschlichen Nahrung zugeführt werden. Unser Hund als treuer Begleiter im Alter von mindestens 18 Monaten wird nun hoffentlich nicht auf die Reise geschickt, oder? Er bleibt in unserer Familie, obwohl er meiner Zucht nicht dienlich ist und ich muß einen weiteren Welpen für den Fortbestand meines Zwingers aufbauen. So hat man schnell eine größere Anzahl Hunde im Haus als man eigentlich haben wollte. Das Risiko muß man als Züchter eingehen, sonst sollte man es lassen.

Züchten heißt Selektion und nicht Vermehrung.